Go Mama!

Warum du gemeinsam mit deinem Baby trainieren solltest

Katinka

Gast-Autorin

Physiotherapeutin, Pilatestrainerin und zweifache Mama aus Hamburg.
Sie hat sich auf Pilateskurse für Schwangere und Mamas mit Baby spezialisiert.

Mehr Infos findet ihr unter: www.rund-und-schoen.info

Ich sitze im Geburtsvorbereitungskurs für Mehrgebärende als die Frage aufkommt, wann wir nach der Geburt wieder mit Sport beginnen dürfen. Eine Mama erklärt, dass sie sieben Monate nach der Geburt auf eine Hochzeit eingeladen ist und sie ihren „prebaby body“ bis dahin wieder benötigt. Sie will sofort nach der Geburt wieder beginnen Sport zu treiben. Die Hebamme setzt ein und vergibt persönliche Einschätzungen, wer von uns Mamas sich auf welche Figur nach der Geburt einstellen kann. Grundsätzlich stellt sie die These auf, dass mindestens eine Schwangerschaftsdauer benötigt wird um wieder beim „prebaby body“ anzukommen. Viele schaffen es nicht, fügt sie hinzu.

In meinen Mamakreisen höre ich viele unterschiedliche Erfahrungen, die Mamas mit Sport in und nach der Schwangerschaft machen. Die Meisten wünschen sich mehr in ihre Fitness zu investieren, es fehlt Ihnen jedoch an Zeit oder Motivation. Viele sagen, dass sie es wegen des Babys nicht schaffen und wenn das Kind dann mal schläft müssen sie sich um den Haushalt kümmern oder brauchen einfach mal eine Pause. Verständlicherweise! Andere machen kleine Übungen, sind aber häufig unsicher ob sie die Übungen richtig ausführen oder welche Übungen sie machen dürfen und welche nicht.

Wie ging es Dir nach der Schwangerschaft? Hast Du es schnell wieder zum „prebaby body“ geschafft? Trainierst du mit deinem Baby? Welche Erfahrungen hast du beim Sport mit Baby gemacht?

Nach der Geburt meiner Tochter habe ich, kaum zuhause angekommen, begonnen Bauch- und Beckenbodenübungen zu machen. Irgendwann auch mit ihr gemeinsam, sodass es für uns eine Alltagsroutine wurde, nach dem Frühstück ein Buch zu lesen und dann zusammen für 20 Minuten auf die Matte zu gehen um zu Trainieren.

Ohne Bewegung geht’s nicht!

Das viele, schöne und wertvolle Tragen, Stillen, Schieben, Wickeln, Tragen, Stillen, Schieben… ist leider eine ziemlich einseitige, körperliche Belastung. Außerdem hat der Mamakörper nach Schwangerschaft und Geburt so einige Veränderungen zu verarbeiten und muss gleichzeitig wieder stark genug werden, um dem Alltag mit Kind gewachsen zu sein.

Häufig treten körperliche Beschwerden erst mit wachsendem Baby und nach wochenlangen, gleichen Belastungen auf, das heißt ein Rückbildungskurs (auf den man nicht verzichten sollte) ist nicht ausreichend um fröhlich-aktiv und beschwerdefrei durch den Tag zu gehen.

Wenn aber abends die Luft raus ist, die Schlafpausen deines Kindes für andere Dinge genutzt werden (müssen) und du die gemeinsame Wochenendzeit in der die ganze Familie zusammen sein kann nicht verpassen möchtest, ist die einfachste Lösung ein Sternchen auf deinem Trainingsplan zu bekommen, gemeinsam mit deinem Baby zu trainieren.

Mehr als positive Fitnesseffekte

Für meine Kinder ist das gemeinsame Training eine besondere Mama&Ich Zeit. Beide Kinder (3 Jahre und 9 Monate) haben einen riesen Spaß dabei gemeinsam mit mir zu turnen, herum gewirbelt zu werden und als Gewicht oder Unterstützung zu dienen. Das gemeinsame Trainieren als Familie hat mehr als nur körperliche Vorteile. Mama & Kind haben ein gemeinschaftliches, positives Erfolgserlebnis, haben Spaß zusammen, sind kreativ. Vor allem wird die Bindung zwischen Mama und Kind inniger und vertrauter.
Erfolgserlebnisse tun uns allen gut! Oft ist man als frisch gebackene Mama noch unsicher, besonders dann ist es empfehlenswert sich einen netten Kurs zu suchen und unter professioneller Betreuung die Übungen mit dem Baby zusammen zu erlernen. Außerdem lernst du dort nette andere Mamas mit ihren Babys kennen.

Gemeinsam für mehr Spaß

Wenn ich mal keine Lust habe zu trainieren, dann denke ich an das Quietschen und Lachen meines Sohnes bei den Übungen und so ist er meine größte Motivation.

Das Training wird zu eurer Quality-time, denn nicht nur die Muskeln werden trainiert, auch euer Vertrauen ineinander, eure Selbstwahrnehmung und euer Selbstvertrauen wachsen.

Durch das stetige Wachstum deines Kindes hast du ständig einen neuen Trainingsreiz für deine Muskeln und sparst dir die Gewichte oder Trainingsgeräte.

Auch dein Baby profitiert körperlich davon

Durch die verschiedenen Lageveränderungen bei den unterschiedlichen Übungen wird das Gleichgewichtsorgan deines Babys trainiert, dadurch verbessert sich die Orientierung im Raum und die motorische Entwicklung wird gefördert.

Dein Baby lernt seinen Körper schneller kennen und besser wahrzunehmen, wird dadurch sicherer beim Klettern und allen anderen Fortbewegungen. Kinder lieben in der Regel jede Art von Bewegung und turnen auf, unter, über und neben Mama gehört sicher zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Meine Tipps für dich:

Beginne deine neue Trainingsalltagsroutine mit Spaß. Es ist ein gemeinsames Lernen. Am Anfang tastet ihr euch langsam vor und beginnt mit 3-5minuten. Dann kommen jeden Tag ein paar Minuten dazu. Lege einen festen Zeitpunkt fest! Wir machen unser tägliche Sportzeit am liebsten nach dem Frühstück aber vielleicht ist bei euch eine andere Tageszeit geeigneter.

Erkläre deinem Kind was du tust. „Ich atme tief ein und während des Ausatmens ziehe ich meinen Bauchnabel fest nach innen zur Wirbelsäule – da wird mein Bauch ganz flach, kannst du das auch?“ oder „ Lass uns zusammen wie ein Ball rollen, du sitzt auf meinem Bauch und wir schaukeln dabei bis wir richtig rollen“ (das ist eine klassische Pilatesübungen „Rolling like a ball“ geht super mit Kleinkind, das Lachen ist garantiert) Kinder erkennen die wiederkehrenden Worten wie „Ball“ oder „ausatmen, einatmen“ und freuen sich auf die kommende Übung. Ihr werdet wunderschöne und lustige Erfahrungen miteinander machen.

Zu guter Letzt drei Übungen die ich dir mit Baby empfehlen möchte.

Schulterbrücke

Du liegst flach und entspannt auf dem Rücken, deine Beine sind aufgestellt und dein Baby liegt oder sitzt entweder auf deinem Bauch und schaut auf deine Knie oder du nimmst dein Baby zwischen deine Knie und es schaut dich an. Ausatmend ziehst du deinen Bauchnabel nach innen zur Wirbelsäule, spannst den Beckenboden an und hebst dein Gesäß nach oben. Du atmest ein, dabei bleibst du mit fest zusammen gekniffenen Pobacken mit dem Po oben und beim nächsten ausatmen kommst du langsam wieder runter auf deine Matte.

Vom kurzen Brett (Plank) in den V-Stretch

Du bist in einer Liegestütz Position, dein Kind liegt unter dir und schaut dich an. Ausatmend ziehst du wieder den Bauchnabel nach innen und spannst den Beckenboden an, bewegst dann dein Gesäß in Richtung Decke, sodass dein Körper von der Seite betrachtet ein umgedrehtes V bildet. Das hältst du einatmend und kommst ausatmend wieder zurück in die Liegestütz Position. Dein Baby freut sich über lustige Grimassen oder lautes Gepruste bei dieser Übung.

Rolling like a Ball

Du sitzt auf deiner Matte, dein Kind auf deinem Schoß und schaut dich an. Deine Beine sind angewinkelt und du hältst sie mit beiden Händen in den Kniekehlen fest. Du bildest also einen Schutz um dein Kind. Du hebst die Füße vom Boden ab und balancierst ein wenig. Sobald du dich sicher genug fühlst, fängst du an vor und zurück zu schaukeln. Mit ein bisschen Übung wird das sicher eine eurer Lieblingsübungen.

Ich wünsche Euch viel Erfolg und ganz tolle, freudige Momente beim gemeinsamen Trainieren

Eure Katinka